Die Sanierung der Alten Kirche
Außenrenovierung 2014
Innenrenovierung 2015 – 2017
Bauausführung
„Wir erhalten Einzigartiges.“
Ulrich Althaus, Ortskurator Marburg der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Außenrenovierung 2014
Von Franziskus Hartmann
Ziel der Maßnahme war die Neueindeckung der Dachflächen des Dachreiters und der Norddachfläche sowie die Instandsetzung der Fassaden.
Der Westgiebel stand zur Neuverschieferung an. In diesem Zusammenhang sollten nicht mehr intakte Konstruktionshölzer repariert werden. Die Kapelle wurde einschließlich Dachreiter vollständig eingerüstet.
Der mit einer Plane versehene Westgiebel wurde freigelegt und auf Holzschäden untersucht. Hierbei traten Schäden an den Köpfen der Wandrähme der Längswände hervor. Ebenso war die Nord-West-Ecke im Obergeschoss am Eckstiel, der Strebe, dem Rähm und der Schwelle mit Feuchteschäden versehen. Im Innenbereich waren Teile der Schwelle durch Feuchtigkeit zerstört.
Zur Untersuchung und Bearbeitung wurden die vorhandenen Eichedielen vorsichtig ausgebaut und bauseits zum Wiedereinbau gelagert. Hierbei wurden auch Schäden an den Deckenbalken sichtbar.
Die geschädigten Hölzer wurden handwerklich mit zweitverwendetem Eichenholz repariert. Hierbei wurde die Primärkonstruktion instand gesetzt. Schadstellen wurden gesund geschnitten und Reparaturhölzer, unter Verwendung stehender und liegender Blätter sowie Edelstahlbolzen und Schrauben, eingebaut.
Für die neue Dacheindeckung wurde Moselschiefer in altdeutscher Deckung verwendet. Die Schalung musste ebenfalls erneuert werden.
Der ehemalige Abschluss des Sockelmauerwerks im Chor aus Zementmörtel wurde entfernt und durch Kalkmörtel ersetzt. Hierbei wurde die Oberfläche unterhalb der Schwellen endend eingebaut. Die vorher nicht gegebene Wasserführung wurde so hergestellt.
Die Fachwerkfassaden wurden bestandsgerecht neu gefasst. Die Balken wurden lasiert (Öllasur) und die Gefache mit reinmineralischer Farbe neu gefasst. Putzausbesserungen erfolgten mit Kalkmörtel. Die im Bestand sichtbaren Ritzer wurden neu gezogen. Die Spalten zwischen den Konstruktionshölzern (Riegel-Pfosten) wurden nicht ausgespänt, sondern mit einem Lehm-Leinöl- Gemisch ausgefüllt.
Die vorhandenen Fenster wurden repariert und mit Abtropfblechen und Schwitzwasserrinnen versehen.
Ausgewaschene Fugenbilder auf der Nordseite wurden mit Kalkmörtel und heimischen Sanden (Niederweimar) neu verfugt. Fehlende Gefachflächen der Westwand wurden mit Lehmsteinen ausgemauert.
Die Turmkugel konnte nicht mehr eingebaut werden. Das Zinkblech war sehr brüchig und die Konstruktion nicht mehr dicht. Aus diesem Grund wurde eine neue Kugel nach vorhandenem Muster angefertigt und eingebaut. Die alte Kugel wurde in der Kapelle gelagert.
„Will man das große Engagement des Vereins Dorf(er)leben in Niedereisenhausen beschreiben, so fallen mir im Dreiklang die Begriffe „Beharrlichkeit“, „Ausdauer“ und „Engagement“ ein!“
Kirsten Fründt, Landrätin Marburg-Biedenkopf
Innenrenovierung 2015 – 2017
Von Franziskus Hartmann
Ziel der Maßnahme war die Stabilisierung der Gebäudekonstruktion und Instandsetzung mit Überfassung der Außenwände.
Die Stabilisierung konnte abweichend vom ursprünglichen Konzept des Tragwerksplaners fast unsichtbar erstellt werden. Die geplante Bogenkonstruktion im Übergang vom Kirchenschiff zum Chor wurde ersetzt durch die Ausbildung der Decke als Scheibe mit einer Zugverankerung im Chor. Die „Scheibe“ wurde aus einer liegenden Fachwerkbohlenkonstruktion auf der Decke realisiert.
Die Zugverankerung besteht aus einem 12mm Rundstahl aus Edelstahl mit zwei Abhängungen.
Zusätzlich wurde das Nordrähm mit den anschließenden Deckenbalken repariert.
Der Bodenbelag der Empore, bestehend aus alten Eichedielen, wurde bestandsgerecht wiederhergestellt. Fehlende oder durch Pilz befallene Dielen zum einen aus alten Emporendielen der Kirche Günterod und zum anderen aus Neuware mit Ästen und Fehlstellen (ungehobelt, nur geschliffen) ersetzt.
Fehlende Geländerstäbe wurden ebenfalls bestandsgerecht angefertigt und eingebaut.
Zerfressener Splint der Emporeneinbauten aus Eiche wurde lediglich ausgebürstet, um größeren Bestandsverlust zu vermeiden. Die Einbauten wurden durch die Bauherrschaft nur gereinigt. Auf einen neuen Anstrich wurde verzichtet, um den historischen Charme des Innenraumes zu erhalten.
An den massiven, aus Bruchstein gemauerten Wandpartien wurde der abgängige und auch teilweise zementhaltige Putz entfernt. Fehlstellen wurden mit Kalkmörtel ausgemauert und ausgezwickelt. Der neue reine Kalkputz wurde mehrlagig aufgetragen.
Die sich schollenartig von der Decke lösende Kalkfarbe wurde mechanisch entfernt. Dies galt auch für den sich lösenden Putz der Deckengefache. Restauratorin Ulrike Höhfeld hat die Arbeiten begleitet und diesem Vorgehen zugestimmt.
Der Deckenputz wurde zum Teil mit Lehm und mit Kalkmörtel ergänzt.
Die Wandflächen wiesen viele Risse und sich lösende Putzpartien auf. Die nicht mehr tragfähigen Putzgründe wurden abgenommen und neu verputzt. Wo es möglich war, ist Schilfrohr als Putzträger zum Einsatz gekommen.
Die Westwand, deren Putz beim letzten Bauabschnitt durch gravierende Holzschäden bereits verloren gegangen ist, wurde mit Schilfrohr bespannt und mehrlagig mit Kalkputz verputzt.
Der historische noch erhaltene Fußbodenbelag aus unregelmäßigen Natursteinplatten konnte durch eine Neuverfugung mit Kalkmörtel wieder stabilisiert werden.
Der gesamte Innenraum ist mit Kalkfarbe neu gefasst. Die Fenster wurden, in Abstimmung auf die Wandfassung, neu gestrichen und zusätzlich mit Begleitern eingerahmt.
„Dass die Alte Kirche bis heute und nun auch in Zukunft „er-lebt“ werden kann, verdankt sie dem außergewöhnlichen Engagement vieler Bürger, gegen alle Widerstände.“
Ulrich Althaus, Ortskurator Marburg der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Bauausführung der Innen- und Außenrenovierung
Franziskus Hartmann, Ingenieurbüro
Hartenmühle 1,
35075 Gladenbach-Weidenhausen
(Planung, Bauleitung)
Harald Joedt, Dachdecker
Friedhofstraße 8 a,
35239 Steffenberg
(Dachdeckerarbeiten)
Zimmerei Fachwerk,
Kleine & Schwalbach GmbH
Asphenmühle 2,
35117 Münchhausen
(Zimmerer, Tischler)
Gerüstbau Grossmann GmbH
Rothstück 13,
35614 Aßlar
(Stahlrohrgerüstarbeiten)
Baukult, Sanierungs- und Ingenieur GmbH & Co.KG
Gewerbegebiet Oberau 4,
35116 Hatzfeld
(Maurerarbeiten)
Gerhard Rühl, Metallgestaltung
Am Seeköppel 12,
35469 Allendorf/Lumda
(Zinkkugel)
Klonk & Hartmann GmbH, Glasmalerei
Aumühle 21 A,
35083 Wetter
(Fenster im Chorbereich)
Rees, Bau-Dekoration
Kainsbergweg 11,
35117 Münchhausen-Wollmar
(Putz, Maler Außenfassade)
Dipl. Ing. Ralf Gröninger
Franz-Gleim-Str.65,
34212 Melsungen
(Statik)
A. Deinert GmbH & Co KG
Friedrichstrasse 11 b,
35037 Marburg
(Innensanierung: Putz- und Malerarbeiten)
Höhfeld-Restaurierung
Dorfmitte 9,
35043 Marburg
(Restauration)
Für den Denkmalschutz zuständige Stelle:
Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Außenstelle Marburg,
Dr. Bernhard Buchstab, Bezirkskonservator